Parka Lady Neve - eine echte Herausforderung

Long time no see - aber da bin ich mal wieder. 

Viel genäht habe ich in letzter Zeit nicht, aber ein großes Projekt habe ich vor einiger Zeit abgeschlossen - den Parka Lady Neve aus dem Organic Dry Waxed Cotton von Mindthemaker. 

Den Stoff hatte ich eine Ewigkeit hier rumliegen, ohne dass ich mich an den Schnitt getraut hätte. Ich war mir zum einen nicht sicher ob das Schnittmuster bei mir sitzt, ob ich die richtige Größe wähle, zum anderen hatte ich noch nie eine Zwillingsnadel genutzt und einfach Respekt davor das ganze Ding zu versauen ... Aber ich wäre nicht ich, wenn ich dann nicht einfach drauf losgenäht hätte - ohne Probestück versteht sich. 





Anfang des Jahres habe ich dann aber Mut gefasst und endlich angefangen. Nach langer Recherche habe ich mich für die Größe 34 statt 36 entschieden, da der Schnitt eigentlich für einen Winterparka konzipiert und mein gewähltes Steppfutter ganz dünn ist. Das war leider eine halbe Fehlentscheidung, aber zum Glück nur halb. 



Das nähen des Parkas war einfach. Ebook und zugehöriges Video reichen völlig aus um alle Schritte richtig zu machen. Ich habe allerdings die Taschen abgeändert, eine Armtasche ergänzt und die Druckknöpfe versetzt. Meine Inspiration dafür stammt von Emilea - ist also nicht auf meinen Mist gewachsen. Alle Nähte habe ich mit einer Zwillingsnadel (Premiere!) abgesteppt und das hat wirklich gut geklappt und sieht super aus, wenn es auch echt lang gedauert hat. 



Als ich dann den Außenparka probeweise angezogen habe, stellte ich freudigerweise fest, dass die Schulterbreite perfekt war. Die Schultern sind bei vielen Schnittmustern nämlich immer zu weit für mich und das Verschmälern ist meist eine ziemliche Frickelei. Aber, jetzt kommt das Aber, die Brustweite war schon ganz schön knapp. Da ich ja kaum Stoff dazu zaubern konnte, habe ich mich selbst beruhigt und mir eingeredet, dass ich das mit dem RV gut machen könnte. Einfach schön knapp einnähen..so dachte ich.

Ich habe also fleißig weiter genäht, abgesteppt, meine Patches aufgesteppt, den RV eingenäht und Ösen eingeschlagen...Als das gute Stück dann endlich fertig war und ich den Parka stolz das erste Mal anzog, wurden meine schön ins hinterste Eckchen geschobenen Befürchtungen wahr - der Parka ließ sich schließen, aber ich konnte mich nicht mehr wirklich im Bereich der Arme/Brust bewegen. Alles spannte und die Brust wurde quasi plattgedrückt.


Ich war dann erst mal unfassbar enttäuscht, vor allem weil ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört und doch Größe 36 genäht hatte. Stoffe, Zubehör und Patch haben einiges an Geld gekostet und rein äußerlich fand ich das Ergebnis super. Zunächst wollte ich mir einreden, dass ich ihn ja offen tragen könnte und meine Jacken sowieso oft nicht schließen würde. Einige Tage später musste ich mir aber eingestehen, dass ich damit nicht leben konnte. So ein Mist. Ich war echt verzweifelt, bis mein Mann auf die Idee der Stunde kam - eine Art Zwickel einzunähen. Und das habe ich dann gemacht. 

Also Wendeöffnung wieder öffnen, den Ärmel durchziehen, einen Teil unter der Achsel auftrennen und einen an der breitesten Stelle ca. 3cm breiten Zwickel so einnähen, dass es möglichst professionell aussieht. Und das alles durch die Wendeöffnung gequetscht :-) Als ich den ersten Zwickel drin hatte, war ich echt erleichtert - sah es doch ganz gut aus und brachte einiges an Mehrweite. Bis ich feststellte, dass ich die falsche Seite des Stoffes nach Außen genäht hatte. Nochmal auftrennen? Wohl kaum, ich war ja froh, dass das Ding drin war und wollte den Stoff und die Wendeöffnung nicht überstrapazieren. Also den anderen einfach auch mit der falschen Seite rein und dann so tun, als müsste das so. 



Schlussendlich bin ich sehr zufrieden. Die Lösung hat meinen Parka gerettet und ich liebe ihn wirklich sehr. Beim nächsten Mal würde ich eine Größe größer nähen und lieber die Schultern verschmälern. Weiterhin würde ich die Länge ein wenig Einkürzen. Und was soll ich sagen - ich habe ein Stoffschnäppchen gemacht und plane ein weiteres Modell. Allerdings ist der Stoff nicht so steif, eher dünner. Mal schauen, wann ich mich daran wage :-) Als nächstes muss ich erst mal ein paar Viscosestoffe abbauen. Die habe ich hier schon liegen und möchte sie endlich vernähen.


Bis dahin euch alles Liebe.


Und ich möchte mich ganz herzlich für die vielen netten Kommentare bedanken. Ich glaube so eine Geschichte zeigt, dass nicht immer alles glatt läuft, aber dass man mit etwas Abstand und einer zündenden Idee so manches Teil doch retten kann  Das schöne am nähen ist ja, dass man immer was dazu lernen und nachher stolz sein kann :-) 

Und nur ab zu MMM

Sonnige Grüße

Rike

Kommentare

  1. Was für ein Glück, dass du den Parka retten konntest. Dir ist ein wirklich besonderes Stück gelungen. LG Julia

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  2. Die Jacke ist toll geworden. Und das mit dem Zwickel, das ist wirklich eine gute Lösung.
    Lg Iris

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  3. Ein Wahnsinnsprojekt! Für solche aufwändigen Teile kann ich mich irgendwie nicht zum Nähen aufraffen. Mit Probeteilen hab ich es auch überhaupt nicht. Eine Regenjacke liegt zugeschnitten seit 2 Jahren rum, bis ich mir nun im Sale einfach eine neue gekauft habe. Daher - meine volle Bewunderung, dass du das durchgezogen hast. Deine Verzweiflung kann ich gut nachempfinden - wie schön dass dein Mann auf so eine gute Lösung gekommen ist! Viel Freude mit deinem Unikat!

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  4. Der Nähprozess liest sich wie ein Krimi... letztendlich erfreulicherweise mit Happy End.
    Verständlich, dass Du so ein Respekt vor diesem Mammutprojekt hattest. Die Arbeit hat sich echt gelohnt und ein Hingucker ist draus geworden.

    Viele Grüße,
    Sandra

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  5. Was für ein Drama. Glücklicherweise hatte dein Mann die zündende Idee und du konntest mit den Zwickeln ein wirklich tolles und gut passendes Teil nähen.

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  6. Wow - die Jacke ist ein echtes Wunderwerk und ein richtiges Unikat. Sieht toll aus.
    Das Problem mit den Schultern kommt mir bekannt vor. Wenn ich die Schnitte nach dem Brustumfang auswähle, lande ich immer bei 38 und hab dann so breite Schulternähte, dass es immer zu groß/wuchtig etc. aussieht. Ich neige daher auch dazu, eine Größe kleiner zu nähen, um mich dann im Nachgang zu ärgern - aber meistens ärgere ich mich, weil es an der Schulter zu groß ist...
    LG Miriam

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